Das Literaturfestival Pordenonelegge

Pordenone // 19 September 2018
Mittwoch 19 September 2018 bis 23. September 2018
Ort // Pordenone
Sprache // Italienisch

Das Literaturfestival «Pordenonelegge» ist ein fester Termin in meinem Jahresplaner. Alljährlich packe ich nur das Nötigste ein (damit viel Platz für neue Bücher bleibt) und überquere die Alpen in einem Nachtzug, der mich in die Stadt meiner Kindheit bringt.

 

Pordenone empfängt mich jedes Mal mit wehenden gelben Fahnen, die über die gesamte Altstadt verteilt sind. Es erwartet mich ein prall gefülltes Wochenende mit Lesungen, Autorengesprächen und Empfehlungen für Bücherwürmer. Inzwischen hat sich Pordenonelegge – das Festival fand dieses Jahr zum 19. Mal statt – zum Pflichttermin der italienischen Kulturszene etabliert. Viele Autoren aus Italien und aller Welt stellen hier ihre Neuerscheinungen vor. Es kann durchaus vorkommen, dass man beim Abendessen neben Peter Høeg («Fräulein Smillas Gespür für Schnee») oder dem italienischen Philologen und Linguisten Giuseppe Antonelli sitzt, der in Italien die bekannte Radiosendung «La lingua batte» auf Radio 3 moderierte.

 

Dieses Jahr habe ich viele Lesungen und Autorengespräche zu den unterschiedlichsten Themen besucht, zwei davon haben mich nachhaltig beeindruckt: «Die Geschichte in einem Roman» mit dem britischen Autor Robert Harris und «Wie man nicht schreibt» mit Claudio Giunta, Essayist, Autor, Philologe und Literaturhistoriker.

 

Robert Harris, der Meister des Historienromans, hat seinen neuen Roman «München» vorgestellt, der in der bayerischen Landeshauptstadt während der gleichnamigen Konferenz von 1938 angesiedelt ist. Wie in all seinen Werken räumt Harris auch dieses Mal den Personen, die nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, viel Platz für die zeitgeschichtliche Erzählung aus ihrer Sicht ein. Außer seinem Bestseller «Vaterland» empfehle ich auch die Lektüre von «Pompeji», das die letzten Tage der Stadt vor dem Ausbruch des Vesuvs schildert.

 

Claudio Giunta hat dem Publikum indessen wertvolle Anregungen für das Schreiben auf Italienisch gegeben und einige aufschlussreiche Einblicke in den Zusammenhang zwischen der Aufrichtigkeit der Absicht und der Eindeutigkeit im Gebrauch der Sprache gewährt. Allen italienischkundigen Lesern lege ich den Artikel mit Giuntas Leseempfehlungen ans Herz, der 2016 in der Zeitung «Internazionale» erschienen ist.

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